Lehmsteine bauen
Eine sehr sinnliche Tätigkeit ist das Arbeiten mit Lehm. Lehm klebt an den Fingern, er ist feucht, manchmal kalt, er fühlt sich krümelig oder geschmeidig an, er verändert sich unter dem Einwirken unserer Hände. Lehm ist spürbar Erde (Wortherkunft: Schlamm) und Sinnbild für den Boden, der uns trägt. Lehm „erdet“ und lässt sich doch von unseren Händen formen und nach unserem Willen und unserer Vorstellungskraft gestalten. Er bringt Phantasie und Wirklichkeit in Gleichgewicht miteinander. Wer sich längere Zeit gestaltend mit Lehm beschäftigt, wird einiges davon spüren – und vielleicht in andere Worte fassen.
Lehmsteine herstellen am Heidemuseum Walsrode
Seit mehreren Jahren stellen wir mit einfachen Hilfsmitteln Lehmsteine her.
Wir holen den Lehm direkt aus der Kieskuhle. Je nach Konsistenz und Bindevermögen fügen wir noch Sand und Wasser sowie grobe Späne oder Stroh hinzu. Mit dem Spaten wird alles gründlich miteinander vermengt. Das Gemisch füllen wir anschließend in Schablonen aus Holz und stampfen es mit der flachen Hand und einem Holzklotz fest. Nach Abnehmen der Holzschablone bleibt der noch feuchte Lehmstein zurück. Nach etwa vier Wochen Trockenzeit kann er zum Bauen verwendet werden.
Mit einem Walsroder Kindergarten haben wir aus den Steinen eine offene Grillstelle gebaut. Die noch feuchten Steine werden zu einer quadratischen Umrandung vermauert, in der später das Feuer brennen soll.
Auf die Ummauerung wird ein Rost gesetzt, auf dem Würstchen, Fleisch und anderes Grillgut gelegt werden kann. Bevor das erste Grillfeuer angezündet werden kann, muss eine Trockenzeit für die Steine eingehalten werden.
Eine Folie schützt die Mauer vor Regen und Feuchtigkeit. Dennoch zerfällt die Mauer nach einer gewissen Zeit durch Witterungseinflüsse. Dann wird der Lehm wieder aufgesammelt, um im nächsten Jahr wieder gemeinsam mit den Kindern eine Grillstelle daraus zu bauen.
Die selbstgebauten Steine erreichen bei weitem nicht die Qualität von industriell gefertigten Lehmsteinen. Uns geht es hierbei auch weniger um das fertige Produkt als vielmehr um den Prozess des gemeinsamen Schaffens. Gerade das Unvollkommene und die spürbare Widerspenstigkeit des Materials machen auch die Spannung bei der Herstellung aus. Jeder Stein ist anders und trägt eine persönliche Handschrift.
Und trotz (oder wegen) dem mit Lehm verbundenen „Dreck“ und der Anstrengung entsteht eine gemeinsame Schaffensfreude, die ansteckend wirkt.